Der 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags ist meiner Ansicht nach auf jeden Fall ein Grund zu feiern. Frankreich und Deutschland hatten aus diesem Grund im letzten Jahr ein Deutsch-Französisches Jahr von September 2012 bis Juli 2013 mit zahlreiche Veranstaltungen ausgerufen. Crawinkel ist dafür ein besonderer Ort, an dem ein Informationspunkt über die gemeinsame Feindschaft und Versöhnung berichtet. Mit der Zerstörung des Waffenstillstandswaggons im Wald bei Crawinkel verschwand zum Kriegsende ein Symbol für Sieg und gleichzeitig Niederlage über den verhassten Nachbarn. Ebenso ist Crawinkel mit seiner langjährigen Partnerschaft zur französischen Gemeinde Juniville ein Beispiel für gelebte Freundschaft und den kulturellen Austausch.
Die wichtigste Erkenntnis daraus bleibt: Eine Freundschaft muss ständig gepflegt und gelebt werden. Ein Symbol dafür sind die Bäume, die jeweils in der Partnergemeinde gepflanzt wurden - 2011 am Juniville-Platz in Crawinkel...
Der als Élysée-Vertrag bezeichnete deutsch-französische Freundschaftsvertrag wurde am 22. Januar 1963 von Bundeskanzler Konrad Adenauer und vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle im Pariser Élysée-Palast unterzeichnet. Dieses Abkommen über die deutsch - französische Zusammenarbeit hat die beiden Nachbarn in Europa nach langer „Erbfeindschaft“ und verlustreichen Kriegen seitdem immer mehr zusammengeführt. Der Vertrag verpflichtet beide Regierungen zu Konsultationen in allen wichtigen Fragen der Außen-, Sicherheits-, Jugend- und Kulturpolitik. Ebenso wurden Treffen auf Regierungsebene in regelmäßigen Abständen beschlossen. Auf französischer Seite war François Seydoux de Clausonne, auf deutscher Seite Adenauers außenpolitischer Berater Horst Osterheld wesentlich am Zustandekommen des Vertrages beteiligt.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89lys%C3%A9e-Vertrag
Franzosen und Deutsche erinnern sich an Élysée-Vertrag
Thüringer Landeszeitung am 22.01.2013
Charles de Gaulle und Konrad Adenauer umarmten sich. Kurz zuvor hatten sie in einem Palast einen Vertrag unterzeichnet, über den noch heute viele sprechen. Er heißt Élysée-Vertrag und feiert an diesem 22. Januar seinen 50. Geburtstag
Paris/Berlin. Die Politiker waren der damalige Chef von Deutschland, Konrad Adenauer, und der damalige Chef unseres Nachbarlandes Frankreich. Er hieß Charles de Gaulle. "Der Vertrag war etwas Besonderes. Die Länder versuchten sich durch ihn einander anzunähern", erklärt Fachmann Ansbert Baumann. Er arbeitet an der Universität Tübingen und hat seine Doktor-Arbeit über diesen Vertrag geschrieben. Denn über lange Zeit gab es große Probleme zwischen Deutschland und Frankreich: Die beiden Länder hatten über viele Jahre Kriege gegeneinander geführt. Hass und Misstrauen waren die Folge, sogar eine richtige Feindschaft. "Doch es gab den Willen das zu ändern", sagt Experte Dominik Grillmayer. Er ist Mitarbeiter am beim Deutsch-Französischen Institut. Man wollte versuchen, die Feindschaft zu überwinden und die Zukunft gemeinsam zu gestalten. "Aus den Kriegsgegnern von früher sollten in Zukunft Partner und möglicherweise sogar Freunde werden", sagt Ansbert Baumann.
Dominik Grillmayer. Noch heute kommen zum Beispiel Minister alle paar Wochen zusammen und besprechen sich. Ansbert Baumann. Im Vertrag steht darum, dass mehr Leute die Sprache des jeweils anderen Landes lernen sollten. Und es sollte gegenseitige Besuche im Land des anderen geben. Dafür wurde extra eine Einrichtung gegründet: das Deutsch-Französische Jugendwerk. Das Jugendwerk hilft unter anderem dabei, dass Schulklassen sich gegenseitig besuchen. "Die Schüler wohnen dann zum Beispiel in Gastfamilien und lernen die Bräuche, das Essen und die Hobbys des anderen kennen", sagt Dominik Grillmayer. 50 Jahre nach der Vertrags-Unterzeichnung verstehen sich die beiden Länder gut. "Heute spricht man von der deutsch-französischen Freundschaft", sagt Ansbert Baumann. "Das heißt aber nicht, dass sich die Länder ständig in allem einig sind. Das ist aber auch nicht nötig." Ein wenig scheint das Interesse der Nachbarn aneinander inzwischen aber abgenommen zu haben. Vielleicht auch, weil die Freundschaft inzwischen normal ist. "Doch Freundschaften müssen gepflegt werden", findet Ansbert Baumann. "Zudem ist es einfach toll, sein Nachbarland kennenzulernen."
22.01.13 / TLZ
/
Kommentar schreiben